Friday, January 6, 2012

Gegenlicht

Eine gern wiederholte Regel in der Fotografie besagt, dass man die Sonne im Rücken haben sollte, wenn man fotografiert. Mit anderen Worten, dass das Motiv in Lichtrichtung liegt und frontal von vorne ausgeleuchtet wird.

Das ist zwar einfach (auch für die Belichtungsautomatik der Kamera) und führt in der Landschaftsfotografie zu Bildern mit satten Farben (leuchtend grünes Gras, gelber Raps, tiefblauer Himmel, usw.). Was auf den ersten Blick attraktiv wirkt, ist auf den zweiten Blick aber oft etwas langweilig. Bei Portraitaufnahmen hat man zudem das Problem, dass die fotografierten Personen die Augen zukneifen und das Gesicht verziehen.

Manchmal lohnt es sich daher, direkt in das Licht hinein zu fotografieren. Die Bilder werden interessanter und die Strukturen und Texturen der fotografierten Objekte werden durch sichtbare Schatten und höhere Kontraste besser herausgearbeitet:


Von Ausnahmen abgesehen wird man allerdings meist versuchen, die Lichtquelle selbst nicht mit im Bild zu haben, insbesondere, wenn es die pralle Sonne ist. Sie führt zu ausgefressenen, überbelichteten Bildteilen und verursacht helle Schleier durch Reflexionen innerhalb des Objektivs.

Aber wie immer in der Fotografie gilt keine Regel ohne Ausnahme. Eine Spielart besteht nämlich darin, durch Abschattung des Objektivs gerade soviel von der Lichtquelle im Bild zu haben, dass diese Effekte nicht allzu störend wirken:


Dazu muss man ein bisschen probieren, indem man das Objektiv mit der Hand oder einem Stück Pappe gerade soweit abschattet, dass nur ein kleiner Teil der Lichtquelle im Bild ist. Je nach Objektivqualität und -vergütung entstehen dadurch möglicherweise sehr reizvolle Aufnahmen.

Die beiden obigen Bilder wurden innerhalb von ein paar Sekunden mit denselben Belichtungseinstellungen aufgenommen. Sie unterscheiden sich lediglich dadurch, dass das Objektiv auf dem ersten Bild mit der Hand vollständig gegen die Sonne abgeschattet wurde, während auf dem zweiten Bild ein paar Lichtstrahlen direkt ins Objektiv fallen.

Die Belichtungseinstellungen sollte man zunächst mit abgeschattetem Objektiv ermitteln und dann nicht mehr verändern, ansonsten würde die Belichtungsautomatik zur Unterbelichtung neigen. Das würde die gewünschte Bildwirkung aber verhindern, denn der Effekt entsteht ja gerade durch die moderate Überbelichtung einiger Bildteile. Wie gesagt, man muss ein bisschen experimentieren, denn jedes Objektiv und jede Brennweite zeigen andere Auswirkungen. Ein paar grundsätzliche Informationen zu Gegenlichtaufnahmen findet man in diesem Wikipedia-Artikel.