Sunday, August 5, 2012

Ordnung und Chaos

Während der vergangenen Woche in der Torpedo Factory habe ich mir Gedanken über Dinge wie Ordnung, Chaos, Unordnung, Aufräumen, etc. gemacht. Warum? Fast jedes Buch über (fotografische) Bildgestaltung fordert, das die eigenen Fotos eine gewisse Ordnung haben sollten. Dass nicht zu viele und nicht zu wenige Elemente darin sein sollen. Dass man als Fotograf (der anders als ein Maler subtraktiv arbeitet) seine Bilder von unnötigem Ballast befreien soll.

Die "richtige" Balance zwischen Einheit und Vielfalt, zwischen Einfachheit und Komplexität ist eine der ganz großen heiligen Kühe der darstellen Kunst.

Niemand erklärt aber so recht, wie man Ordnung bzw. Unordnung misst, und welche "Operatoren" es gibt, den einen Zustand in den anderen zu überführen. Da eines der Unterkapitel in meinem Buch (wenn es denn mal eins wird) sich mit genau diesem Thema beschäftigen wird, wollte ich ein wenig Grundlagenarbeit leisten und habe im Studio experimentiert.

Hier z.B. eine Serie mit bunten Radiergummis:







Oder mit Büroklammern:







Ich habe auch mit Gegenständen experimentiert, die mehr als eine unterscheidbare Dimension hatten, mit einfarbigen Gegenständen, mit solchen, bei denen die Orientierung eine Rolle spielt, mit kleinen und großen Anzahlen, mit dem Einfluss der Schwarz-Weiß-Fotografie, mit realen Dingen, mit Behältern ohne oder mit transparentem oder blickdichtem Deckel, usw...






Diese Experimente haben bei den Besuchern und bei einigen Studionachbarn einiges Interesse verursacht, und ich habe ein paar interessante Anregungen bekommen. Ohne zuviel zu verraten, sei gesagt, dass ich (nach mehreren Fehlversuchen) sowohl eine ganz brauchbare Metrik gefunden habe, um die Anzahl der wahrgenommenen Elemente in einer Bildszene zu "zählen", als auch eine Liste der Operatoren, mit denen Bilder (und andere Dinge) aufgeräumt oder unordentlich werden können.

So weit, so gut. Jetzt gilt es, die Verbindung zwischen diesen theoretischen Vorarbeiten und der tatsächlichen Praxis des Fotografierens herzustellen und das Ganze mit Beispielen zu würzen und in eine lesbare und verständliche Form zu bringen. Dann wäre einer von etwa fünfzehn Unterabschnitten in trockenen Tüchern.