Friday, April 20, 2012

Las Vegas

Stellt man sich Las Vegas vor, sieht man die glitzernden Neonreklamen und die mondänen Hotels. Man denkt an Spiel und Spaß, an laute Musik, an Partys, Shows, Luxus, und an Unterhaltung bis zum abwinken. Man sieht den nachgebauten Eiffelturm im "Paris", die Freiheitsstatue vor dem "New York New York", die Gondeln im "Venetian" und die Fontainen des "Bellagio" vor sich. Wahrscheinlich denkt man an Siegfried und Roy und ihre (pensionierten) weißen Tiger im "Mirage".



Weniger bewusst ist den jährlich 40 Millionen Besuchern, dass Las Vegas eine der Städte mit der höchsten Kriminalitätsrate und der größten Arbeitslosigkeit ist. Die Stadt hat stark unter der Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre gelitten und man sieht selbst direkt am Strip Bauruinen und geschlossene Casinos (z.B. das "Sahara"). In der Stadt gibt es - bei insgesamt gut 500.000 Einwohnern - geschätzte 100.000 Obdachlose! Auch die Zuwanderer- und Ausländerquote gehört zu den höchsten in den USA.

An allen Ecken und Enden drücken dir fliegende Händler kleine Pappkärtchen in die Hand:



Darauf Bilder von halbnackten Mädchen und "ihre" Telefonnummern: "GIRLS DIRECT TO YOU IN 20 MINUTES". Nach ein paar Minuten hat man dutzende dieser Kärtchen in der Hand. Dass deine eigene Frau oder Freundin direkt neben dir läuft, stört die (oft weiblichen) Verteiler nicht.

An einem ganz normalen Freitag Abend liegt an einer Straßenkreuzung vor dem "Mirage" ein Mann regungslos unter einer Leuchtreklame:



Man kann nicht erkennen, in welchem Zustand er ist. Schläft er seinen Rausch aus? Ist er verletzt oder ohnmächtig? Atmet er? Die Passanten gehen teilnahmslos vorbei. Dutzende, hunderte. Ausnahmslos. Gelegentlich fühlt sich jemand gestört, ist angewidert. Niemand versucht herauszufinden, was los ist. Ich auch nicht. Zu gefährlich? Bloß nicht die Laune verderben lassen? Calling for trouble? Bin doch nicht verrückt...

Fazit?

Ambivalent!

Vielleicht: die Mauer zwischen Glitzer- und Unterwelt ist nicht so hoch, wie man denken mag.