Informationen in eigener Sache gibt es auf Potomac Adventures meist nur in spärlicher Form bzw. zwischen den Zeilen zu lesen. Heute mache ich eine Ausnahme, denn die Annual Jury der Torpedo Factory hat mich zum "Associate Artist" berufen. Das war eine große Überraschung, mit der ich nicht gerechnet habe, und es ist eine Auszeichnung, für die ich dankbar bin und über die ich mich sehr gefreut habe.
Die Torpedo Factory in Alexandria ist eines der größten und bekanntesten Kunstzentren im Großraum Washington. Direkt am Ufer des Potomac befinden sich auf drei Stockwerken unter dem Dach einer alten Fabrik etwa 80 Studios mit 160 Künstlern, sowie mehrere Galerien, ein paar Läden und eine Kunstschule. Mit etwa einer halben Million Besuchern pro Jahr ist die Torpedo Factory auch eine der am meisten frequentierten Kunststätten der Region und sicher eine der Attraktionen Alexandrias.
Einmal im Jahr sucht die Torpedo Factory nach neuen Künstlern und schreibt dazu die "Annual Jury" aus. In einem anonymisierten Verfahren bewertet darin eine Kommission aus Kunstexperten die eingereichten Arbeiten und sucht die besten aus. Der erfolgreiche Bewerber wird zum "Associate Artist" berufen und hat das Recht, als vorübergehender oder dauerhafter Untermieter in eines der vorhandenen Studios einzuziehen. Später kann er sich um ein eigenes Studio bewerben.
Eigentlich wollte ich gar nicht teilnehmen, denn die Chancen gewählt zu werden, sind eher gering. Es gibt Künstler, die es seit Jahren immer und immer wieder erfolglos versuchen. Nach Sichtung der verfügbaren Informationen aus den Vorjahren und einem Blick auf die Zusammensetzung der Jury habe ich mich dann aber doch zur Teilnahme entschlossen und am Wochenende vor dem Abgabetermin das Bewerbungspaket geschnürt. Bei der Abgabe am Montag wurde meine Arbeit anonymisiert und als Nummer 27 ins Rennen geschickt.
Am Mittwoch kam dann überraschend der Anruf "Congratulations Guido, you are in! ... And, by the way, can you frame two pieces for the exhibition by tomorrow?".
Ich habe mich natürlich tierisch gefreut, vor allem auch, weil ich mit einer dokumentarischen Arbeit punkten konnte. Mein Haupt-Portfolio war eine modifizierte Fassung von Heading Northwest:
Auch im Artist Statement habe ich deutlich gemacht, dass ich mich der realitätsnahen Fotografie verpflichtet fühle - wenn auch mit "gewissen" technischen und ästhetischen Ambitionen. Das Zweit-Portfolio enthielt daher auch einige höher abstrahierte Arbeiten. Offenbar hat das die Jury überzeugt und meinen Beitrag neben den vielen "künstlerischen" und großformatigen Arbeiten bestehen lassen. Nun hat die Torpedo Factory also einen Fotografen, der für Fotojournalismus und Dokumentarfotografie steht.
Ich sehe in der Wahl eine Bestätigung, aber auch eine gewisse Verpflichtung, diesem Anspruch gerecht zu werden - auch unter dem Dach der TFAA. Wie das mit der Arbeit in einem Studio zusammen passt, ist mir noch nicht ganz klar. Und auch wie ich einer der wichtigsten Grundideen der Torpedo Factory nachkommen kann, nämlich dem Besucher zu ermöglichen, dem Künstler bei der Arbeit zuzuschauen, weiss ich noch nicht genau. Ein paar Ideen, wie das evtl. gehen könnte, habe ich allerdings schon - schaun wir mal... ;-)
Derzeit werden zwei Werke je angenommenem Künstler in der Target Gallery ausgestellt:
Am Sonntag gibt es einen Empfang, ein Kennenlerntreffen und ein Einführungsseminar für die neuen Mitglieder. Bis dahin muss ich mir Gedanken über die in Frage kommenden Subleases machen (Angebote gibt es schon) und mich mit ein paar Business-Fragen auseinandersetzen.
Lots of things to learn, lots of things to do: Spannende Zeiten!