Westlich von Boonsboro in Maryland befindet sich eine kleine, aber wie ich finde sehr beeindruckende Tropfsteinhöhle. Sie nennt sich Crystal Grottoes Caverns und kann per geführter Tour besichtigt werden. Der Eingang befindet sich gewissermaßen im Keller des Hauses auf dem folgenden Foto, das umfangreiche Höhlen- und Kavernensystem in dem unscheinbaren Hügel rechts daneben und dahinter:
Die Höhle ist in Privatbesitz und - wenn ich es richtig verstanden habe - lebt der Besitzer Jerry Downs und seine Familie von den Einkünften aus den Besichtigungen:
Angesichts der Tatsache, dass es sich um ein Saisongeschäft handelt, dass in den kalten Monaten fast nichts abwirft und dem Umstand, dass diese gar nicht so weit vom reichen D.C. entfernte Region relativ strukturschwach ist und eine hohe Arbeitslosigkeit hat, sicher kein leichtes Unterfangen. Haus und Gelände haben auf mich einen leicht hemdsärmligen Eindruck gemacht, aber die Höhle ist grandios!
Eigentlich sollte ich gar nicht fotografieren, aber der Tour-Guide hat gleich mehrere Augen zugedrückt und so bin ich dann doch zu ein paar Bildern vom Inneren des Höhlensystems gekommen:
Als ehemaliger Nordharzer habe ich die Crystal Grottoes natürlich mit der Iberger Tropfsteinhöhle verglichen. Meines Erachtens spielen die Crystal Grottoes in einer anderen Liga! Diese großartige Ansammlung von Stalaktiten, Stalakmiten, Brücken, Wasserfällen und wie die über Jahrtausende entstandenen Gebilde alle heissen, sind so nicht annähernd in der Iberger Höhle zu finden!
Die Tour war sehr gut geführt, der Tourguide war ein junger, studierter Archäologe mit einer Leidenschaft für die Höhlen Marylands. Da zur Zeit meiner Ankunft niemand außer mir die Höhlen besichtigen wollte, war der Eintrittspreis etwas höher. Aber ich bekam eine sehr schöne Einzelführung und konnte tausend Fragen stellen. Am eindrucksvollsten ist mir die Situation in Erinnerung, als der Guide das Licht ausschaltete: In der Höhle ist es so dunkel, dass die Augen auch Minuten später nichts sehen - man ist innerhalb kürzester Zeit orientierungslos und wäre ohne Hilfe rettungslos verloren!
Als ich den Guide fragte, ob er selbst im Stockdunkeln wieder aus dem Höhlensystem heraus finden würde, wies er mich auf die unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten hin. Man müsse sich "einfach" nur auf allen Vieren fortbewegen und dafür Sorge tragen, immer auf dem Schotter zu bleiben (mit dem die Wege beschüttet sind), dann würde man schon zu einem der Ausgänge kommen. Wir haben das natürlich nicht ausprobiert, sondern das Licht wieder angeschaltet und sind ordnungsgemäß hinter dem Haus wieder aus dem Berg heraus gekommen:
Insgesamt ein recht beeindruckendes Erlebnis, dass ich trotz eines gemischten ersten Eindrucks unbedingt weiterempfehlen würde. Weitere Infos und Bilder finden sich auf www.crystalgrottoescaverns.com.